Sonntag, 4. April 2010
24. Osterferien mit Christina
irlandanne, 19:59h
Heute morgen habe ich Christina am Flughafen abgesetzt und bin seit einer guten Stunde wieder zu Hause. Jetzt geht es wieder mal daran, die letzten Tage, bzw. die letzten zwei Wochen Revue passieren zu lassen.
Am Donnerstag vor gut 1 ½ Wochen machte ich mich direkt nach dem Deutschklub auf den Weg zum Flughafen, um Christina abzuholen. Eigentlich wollte sie mit dem Zug kommen, aber hier ist das öffentliche Verkehrsystem so schlecht, dass die mindestens 2 Stunden in Dublin hätte warten müssen.
In Templemore angekommen, durfte Christina aber nicht zu mir nach Hause, sondern musste direkt in den Pub. Zunächst aßen wir in Pollys eine Pizza und danach ging es mit Sarah, Aisling, John und Antoinette zu Jimmy tue Mills. Dort war eine noch größere Session zugange, als noch die Woche zuvor. Christina hatte einen Platz in der ersten Reihe, direkt vor dem offenen Feuer. Gespielt wurden unter anderem drei Geigen, eine Gitarre, ein Akkordeon und ein Banjo. Es wurden auch wieder diverse Lieder gesungen und Christina bekam so den direkten Einstieg in die irische Kultur. Je später der Abend wurde, desto mehr wurde nach deutschem Liedgut verlangt. Als ich meinte, dass wir kein Lied kennen würden, fragte Jimmy eine ältere Dame ein Lied für uns zu singen. Sie sang “Lili Marleen” in der englischen Version und anschließend ging es dann direkt mit der englischen Version von “Muß i denn zum Städele hinaus” weiter und so mussten wir zumindest auch eine Strophe auf deutsch singen. Für den nächsten Besuch habe ich mich leider verpflichten lassen, das ganze Lied zu lernen.

(Für Oma: das ist John)


Freitag morgen ging ich nicht in die Schule. Durch meine ganzen Überstunden bestand Tina darauf, dass ich einmal frei mache. So kam es, dass auch Christina in den Genuss des Kühemelkens kam. Sie stellte sich gar nicht schlecht an. Anschließend gingen wir, noch leicht nach Kuh riechend, in die Schule und Christina lernte die Schüler aus dem3. Und 6. Jahr kennen. Am Nachmittag mussten Christina und ich noch einmal auf der Farm einspringen, da John und Antoinette nach Kilkenny fahren mussten. So halfen wir dem kleinen John zu melken und Kälber zu füttern. Inzwischen gibt es übrigens ungefähr 30 Kälber.
Um acht Uhr ging es dann in Laien Theater im Hotel. Die Lokale Theatergruppe führte “The Year of the Hiker” auf. Hauptdarsteller war unter anderem Tim, den ihr im letzten Blogg kennen gelernt habt. Christina und mir hat das Stück sehr gut gefallen und wir trafen halb Templemore dort.
Dadurch, dass ich Johns Jeep ausgeliehen hatte (mein Auto war mal wieder in der Werkstatt) mussten wir am Samstag morgen zum DIY Shop fahren, um Futter für die Kühe zu kaufen. Die Jungs, die dort arbeiteten guckten nicht schlecht, als Christina und ich aus dem Jeep stiegen, nachdem ich vorher rückwärts einparken musste (den Auberginen Fahrerfahrungen sei Dank). Und so klein wie Templemore nun mal ist, bekam John eine halbe Stunde später einen Anruf der Jungs dort, um zu fragen, wo er denn “the two fine girls” aufgegabelt hätte.
Anschließend machten wir einen Ausflug zum Spazierengehen zum Shannon.


Und als ob das nicht schon genug wäre, ging das Programm direkt weiter. Als wir wieder in Templemore angekommen waren, machten wir uns nach einer kurzen Dusche direkt auf den Weg zu Tinas Haus, um mit den Kindern Ostereier zu färben (in Irland werden keine Ostereier gefärbt, Christina hatte Farbe mitgebracht). Christina und ich fuhren jedoch nicht mit dem Auto oder Jeep zu Tina, sondern mit zwei Fahrrädern. Das ist ja eigentlich nichts besonderes, aber die Fahrräder sind über 100 Jahre alte irische Fahrräder, sogenannte “High Nellies”. Ein Spaß. Bei Tina angekommen freuten sich die Kinder riesig über unseren Besuch und waren begeistert das Ostereier färben und Pfannkuchen schmeißen zu erlernen.




(Christina wurde von Henry und James erklärt, wie Hurling funktioniert)
Später beschlossen wir ziemlich spontan (15min zum Umziehen und Essen) mit Antoinette, Brigit und John ins Musical der Musical Gruppe von Thurles zu fahren. Es wurde “Jekyll and Hyde” aufgeführt und obwohl es alles nur Laien Darsteller waren, war das Niveau unglaublich hoch. Christina und ich waren begeistert.
Sonntag ging das irische Kultur Programm weiter- Hurling. So fuhren wir mit John nach Thurles, um das County Spiel Tipperary-Waterford anzusehen. Es gab ein Unentschieden. Christina und mir kam der Tag etwas vor wie Karneval, denn bis 18.00h hatten wir schon 4 verschiedene Pubs besucht.
Montag morgen ging es dann für Christina und mich endlich auf Reise. Leider ohne mein Auto, dafür aber mit Antoinettes Auto. Ob ich das jemals wieder gut machen kann, ist die andere Frage. Die Reise Route war mit den ersten beiden Übernachtungen grob festgelegt. Im Uhrzeigersinn sollte es über Sligo in den Norden gehen. Auf dem Weg nach Sligo guckten wir uns verschiedene Seen und kleine Städtchen an. In Sligo Town angekommen bezogen wir zunächst unser Zimmer im Railway Hostel. Wir hatten Glück, ein total nettes Hostel mit dem ganzen Raum für uns alleine. Abends gingen wir Essen und in einen Pub mit Live Musik.

Am nächsten Tag war das Wetter leider furchtbar. Schnee und Hagel bei ungefähr 0Grad. Nichts desto trotz machten wir uns auf den Weg in Richtung Sleave League. Dies sind die höchsten Klippen in ganz Europa, über 600m hoch. Leider konnten wir nicht viel sehen, dazu tat der Hagel zu stark im Gesicht weh. :)



Insgesamt war der Tag für uns sehr anstrengend, da wir eine weite Strecke zurück legen mussten und ich einfach nicht gut sehen konnte. Immer wieder ging es über Bergpässe, wo auf einmal die Straßen komplett eingeschneit waren.

Das Ziel des Tages war Malin Head - der nördlichste Punkt Irlands. Uns kam es vor, als würden wir ins Nirgendwo fahren. Immerhin kamen wir doch um sechs Uhr an und wurden für unsere Mühen belohnt. Wir wurden von einem netten Ehepaar mit ermunternden Worten und Tee mit Keksen begrüßt. Zudem brannte auch der Ofen schon und der Tee wurde direkt am Fenster mit Blick aufs Meer serviert. Für jeden, der plant mal in den Norden Irlands zu fahren, kann ich das Sandrock Beach Hostel nur empfehlen- es gibt zwei 10 Bett Dorms und eine riesige Küche, die komplett ausgestattet ist. Von Geschirr bis zu riesen Töpfen, in denen man Hummer kochen kann, ist alles dabei. Den frischen Hummer oder auch Lachs kann man übrigens bei Fischer Christian neben an kaufen. Leider hatten wir dazu keine Zeit, was wir im nachhinein ziemlich bereuten.



Am Mittwoch war das Wetter endlich etwas besser- es gab nur noch gelegentliche Schneestürme. Unser erste Stopp war Derry (oder auch Londondorry), in Nordirland. Die Stadt, mit der einzigen noch intakten Stadtmauer in Europa. Auf der Stadtmauer kann man einmal komplett um die Innenstadt gehen, was wir natürlich auch machten. Auch Derry ist eine sehr geschichtsträchtige Stadt, in der viele Leben den Troubles zu Opfer gefallen sind. Riesige Wandmalereinen erinnern an die Hauptereignisse. Übrigens- Repulikaner sprechen von Derry und die Engländer sprechen von Londonderry.


Der Stopp für die Nacht lag wieder ein Stückchen weiter im Osten und zwar in dem kleinen Ort Bushmills. Dort kommt der Bushmill Whiskey her. Wir besichtigten die Destillerie und aßen Abends am Meer Fisch n Chips. Lecker.



Am nächsten morgen ging es dann zum Giants Causeway, der nur 2km von Bushmills entfernt liegt. Der Giants Causway ist eine Felsformation, die aus lauter achteckigen Steinen besteht. Der Legende nach hat der irische Riese einen Weg nach Schottland gebaut (man sieht Schottland sehr genau von der Küste), um den schottischen Riesen zu bekämpfen. Drüben in Schottland angekommen sah er jedoch, wie groß der schottische Riese war, bekam es mit der Angst zu tun, flüchtete zurück nach Irland und versteckte sich in der Babywiege. Der schottische Riese witterte eine Chance und auch er überquerte das Meer. Als er jedoch den vermeidlichen Sohn des Riesens in der Wiege sah, bekam er Panik rannte nach Hause und zerstörte dabei den Giants Cause Way. Eine ähnliche Felsformation ist übrigens auch an der schottischen Küste zu finden. Christina und ich machten einen großen Klippenspaziergang und besichtigten anschließend die Felsen.







Wir fuhren weiter die Küste entlang und kamen zu der berühmten Hängebrücke, die 30m über dem Meer baumelt und eine kleine Insel und das Festland verbindet. Seit Jahrhunderten ziehen die Fischer jedes Jahr im Frühjahr den Brücke rüber, um Lachse zu fangen. Obwohl ich eigentlich keine Höhenangst habe, war mir trotzdem ein wenig mulmig zu Mute.



Christinas und mein nächste Stopp war Belfast. Belfast ist eine ziemlich beeindruckende Stadt, in der die Spuren der Troubles noch deutlich zu sehen sind. Insgesamt verbrachten wir zwei Nächte in Belfast. Das beeindruckendeste war wohl die Blacktaxi Tour, die wir machten. Dazu fuhren wir zunächst in die Protestantische Seite der Stadt und betrachteten dort die riesigen Wandmalereien. Sie dokumentieren wichtige Ereignisse in der protestantischen Geschichte. Jahrelang waren es Hetzbilder gegen die Katholiken, oder aber Verherrlichungen von Katholiken Mördern, die aber auf Grund des steigenden Tourismus auf Befehl der britischen Regierung entfernt werden mussten.


Der nächste Stopp war die Peace-Wall, die Mauer die Belfast in katholische und protestantische Bereiche teilt. Sie ist unglaublich riesig und hässlich und es gibt keine Aussicht darauf, dass sie irgendwann abgerissen werden kann. Auf heute noch werden alle Tore spätestens um 10 Uhr Abends geschlossen, um die Protestanten und Katholiken zu separieren. Christina und mir war nicht bewusst, dass das ganze noch so aktuell ist und wir waren geschockt. Nur 22% der irischen Bevölkerung leben in gemischt katholisch-protestantischen Gegenden, der Rest lebt in separaten Gegenden.

Sehr beeindruckend war auch die Wandmalerei über Booby Sanders, der einer der führenden IRA Männer war. Als Mary Thatcher den politischen Status der Gefangenen aberkannte war er einer der Führer des Widerstands. So weigerten sich die Gefangenen die normale Sträflingskleidung zu tragen und trugen nur eine Decke, der sogenannte „Blanket Protest“. Als das nichts half war Bobby Sanders derjenige, der den Hungerstreik begann. Jede Woche fingen zwei neue Gefangene mit dem Hungerstreik an. Leider erhielt der Aufstand sehr wenig Aufmerksamkeit in der Welt. Um aber Aufmerksamkeit zu erlangen nutze die IRA eine Gesetzeslücke und lies Bobby Sanders bei den britischen Regierungswahlen antreten und er wurde MP. Die gewünschte Presse war da. Ingesamt verhungerten aber 11 Gefangene, bis Mary Thatcher den Gefangenen den politischen Status wieder anerkannte.

Christinas und meine letzte Station der Reise war Drogheda. Von dort aus besichtigten wir „The Hills of Tara“. Eigentlich wollten wir auch noch Newgrange (das Stonehenge von Irland) besichtigen, aber leider war es schon geschlossen.

Nun bin ich wieder zu Hause und brauche eine Verschnaufpause, ich bin aber davon überzeugt, dass die nächste Woche sicherlich wieder viel zu bieten hat. Frohe Ostern, Anne.
Am Donnerstag vor gut 1 ½ Wochen machte ich mich direkt nach dem Deutschklub auf den Weg zum Flughafen, um Christina abzuholen. Eigentlich wollte sie mit dem Zug kommen, aber hier ist das öffentliche Verkehrsystem so schlecht, dass die mindestens 2 Stunden in Dublin hätte warten müssen.
In Templemore angekommen, durfte Christina aber nicht zu mir nach Hause, sondern musste direkt in den Pub. Zunächst aßen wir in Pollys eine Pizza und danach ging es mit Sarah, Aisling, John und Antoinette zu Jimmy tue Mills. Dort war eine noch größere Session zugange, als noch die Woche zuvor. Christina hatte einen Platz in der ersten Reihe, direkt vor dem offenen Feuer. Gespielt wurden unter anderem drei Geigen, eine Gitarre, ein Akkordeon und ein Banjo. Es wurden auch wieder diverse Lieder gesungen und Christina bekam so den direkten Einstieg in die irische Kultur. Je später der Abend wurde, desto mehr wurde nach deutschem Liedgut verlangt. Als ich meinte, dass wir kein Lied kennen würden, fragte Jimmy eine ältere Dame ein Lied für uns zu singen. Sie sang “Lili Marleen” in der englischen Version und anschließend ging es dann direkt mit der englischen Version von “Muß i denn zum Städele hinaus” weiter und so mussten wir zumindest auch eine Strophe auf deutsch singen. Für den nächsten Besuch habe ich mich leider verpflichten lassen, das ganze Lied zu lernen.

(Für Oma: das ist John)


Freitag morgen ging ich nicht in die Schule. Durch meine ganzen Überstunden bestand Tina darauf, dass ich einmal frei mache. So kam es, dass auch Christina in den Genuss des Kühemelkens kam. Sie stellte sich gar nicht schlecht an. Anschließend gingen wir, noch leicht nach Kuh riechend, in die Schule und Christina lernte die Schüler aus dem3. Und 6. Jahr kennen. Am Nachmittag mussten Christina und ich noch einmal auf der Farm einspringen, da John und Antoinette nach Kilkenny fahren mussten. So halfen wir dem kleinen John zu melken und Kälber zu füttern. Inzwischen gibt es übrigens ungefähr 30 Kälber.
Um acht Uhr ging es dann in Laien Theater im Hotel. Die Lokale Theatergruppe führte “The Year of the Hiker” auf. Hauptdarsteller war unter anderem Tim, den ihr im letzten Blogg kennen gelernt habt. Christina und mir hat das Stück sehr gut gefallen und wir trafen halb Templemore dort.
Dadurch, dass ich Johns Jeep ausgeliehen hatte (mein Auto war mal wieder in der Werkstatt) mussten wir am Samstag morgen zum DIY Shop fahren, um Futter für die Kühe zu kaufen. Die Jungs, die dort arbeiteten guckten nicht schlecht, als Christina und ich aus dem Jeep stiegen, nachdem ich vorher rückwärts einparken musste (den Auberginen Fahrerfahrungen sei Dank). Und so klein wie Templemore nun mal ist, bekam John eine halbe Stunde später einen Anruf der Jungs dort, um zu fragen, wo er denn “the two fine girls” aufgegabelt hätte.
Anschließend machten wir einen Ausflug zum Spazierengehen zum Shannon.


Und als ob das nicht schon genug wäre, ging das Programm direkt weiter. Als wir wieder in Templemore angekommen waren, machten wir uns nach einer kurzen Dusche direkt auf den Weg zu Tinas Haus, um mit den Kindern Ostereier zu färben (in Irland werden keine Ostereier gefärbt, Christina hatte Farbe mitgebracht). Christina und ich fuhren jedoch nicht mit dem Auto oder Jeep zu Tina, sondern mit zwei Fahrrädern. Das ist ja eigentlich nichts besonderes, aber die Fahrräder sind über 100 Jahre alte irische Fahrräder, sogenannte “High Nellies”. Ein Spaß. Bei Tina angekommen freuten sich die Kinder riesig über unseren Besuch und waren begeistert das Ostereier färben und Pfannkuchen schmeißen zu erlernen.




(Christina wurde von Henry und James erklärt, wie Hurling funktioniert)
Später beschlossen wir ziemlich spontan (15min zum Umziehen und Essen) mit Antoinette, Brigit und John ins Musical der Musical Gruppe von Thurles zu fahren. Es wurde “Jekyll and Hyde” aufgeführt und obwohl es alles nur Laien Darsteller waren, war das Niveau unglaublich hoch. Christina und ich waren begeistert.
Sonntag ging das irische Kultur Programm weiter- Hurling. So fuhren wir mit John nach Thurles, um das County Spiel Tipperary-Waterford anzusehen. Es gab ein Unentschieden. Christina und mir kam der Tag etwas vor wie Karneval, denn bis 18.00h hatten wir schon 4 verschiedene Pubs besucht.
Montag morgen ging es dann für Christina und mich endlich auf Reise. Leider ohne mein Auto, dafür aber mit Antoinettes Auto. Ob ich das jemals wieder gut machen kann, ist die andere Frage. Die Reise Route war mit den ersten beiden Übernachtungen grob festgelegt. Im Uhrzeigersinn sollte es über Sligo in den Norden gehen. Auf dem Weg nach Sligo guckten wir uns verschiedene Seen und kleine Städtchen an. In Sligo Town angekommen bezogen wir zunächst unser Zimmer im Railway Hostel. Wir hatten Glück, ein total nettes Hostel mit dem ganzen Raum für uns alleine. Abends gingen wir Essen und in einen Pub mit Live Musik.

Am nächsten Tag war das Wetter leider furchtbar. Schnee und Hagel bei ungefähr 0Grad. Nichts desto trotz machten wir uns auf den Weg in Richtung Sleave League. Dies sind die höchsten Klippen in ganz Europa, über 600m hoch. Leider konnten wir nicht viel sehen, dazu tat der Hagel zu stark im Gesicht weh. :)



Insgesamt war der Tag für uns sehr anstrengend, da wir eine weite Strecke zurück legen mussten und ich einfach nicht gut sehen konnte. Immer wieder ging es über Bergpässe, wo auf einmal die Straßen komplett eingeschneit waren.

Das Ziel des Tages war Malin Head - der nördlichste Punkt Irlands. Uns kam es vor, als würden wir ins Nirgendwo fahren. Immerhin kamen wir doch um sechs Uhr an und wurden für unsere Mühen belohnt. Wir wurden von einem netten Ehepaar mit ermunternden Worten und Tee mit Keksen begrüßt. Zudem brannte auch der Ofen schon und der Tee wurde direkt am Fenster mit Blick aufs Meer serviert. Für jeden, der plant mal in den Norden Irlands zu fahren, kann ich das Sandrock Beach Hostel nur empfehlen- es gibt zwei 10 Bett Dorms und eine riesige Küche, die komplett ausgestattet ist. Von Geschirr bis zu riesen Töpfen, in denen man Hummer kochen kann, ist alles dabei. Den frischen Hummer oder auch Lachs kann man übrigens bei Fischer Christian neben an kaufen. Leider hatten wir dazu keine Zeit, was wir im nachhinein ziemlich bereuten.



Am Mittwoch war das Wetter endlich etwas besser- es gab nur noch gelegentliche Schneestürme. Unser erste Stopp war Derry (oder auch Londondorry), in Nordirland. Die Stadt, mit der einzigen noch intakten Stadtmauer in Europa. Auf der Stadtmauer kann man einmal komplett um die Innenstadt gehen, was wir natürlich auch machten. Auch Derry ist eine sehr geschichtsträchtige Stadt, in der viele Leben den Troubles zu Opfer gefallen sind. Riesige Wandmalereinen erinnern an die Hauptereignisse. Übrigens- Repulikaner sprechen von Derry und die Engländer sprechen von Londonderry.


Der Stopp für die Nacht lag wieder ein Stückchen weiter im Osten und zwar in dem kleinen Ort Bushmills. Dort kommt der Bushmill Whiskey her. Wir besichtigten die Destillerie und aßen Abends am Meer Fisch n Chips. Lecker.



Am nächsten morgen ging es dann zum Giants Causeway, der nur 2km von Bushmills entfernt liegt. Der Giants Causway ist eine Felsformation, die aus lauter achteckigen Steinen besteht. Der Legende nach hat der irische Riese einen Weg nach Schottland gebaut (man sieht Schottland sehr genau von der Küste), um den schottischen Riesen zu bekämpfen. Drüben in Schottland angekommen sah er jedoch, wie groß der schottische Riese war, bekam es mit der Angst zu tun, flüchtete zurück nach Irland und versteckte sich in der Babywiege. Der schottische Riese witterte eine Chance und auch er überquerte das Meer. Als er jedoch den vermeidlichen Sohn des Riesens in der Wiege sah, bekam er Panik rannte nach Hause und zerstörte dabei den Giants Cause Way. Eine ähnliche Felsformation ist übrigens auch an der schottischen Küste zu finden. Christina und ich machten einen großen Klippenspaziergang und besichtigten anschließend die Felsen.







Wir fuhren weiter die Küste entlang und kamen zu der berühmten Hängebrücke, die 30m über dem Meer baumelt und eine kleine Insel und das Festland verbindet. Seit Jahrhunderten ziehen die Fischer jedes Jahr im Frühjahr den Brücke rüber, um Lachse zu fangen. Obwohl ich eigentlich keine Höhenangst habe, war mir trotzdem ein wenig mulmig zu Mute.



Christinas und mein nächste Stopp war Belfast. Belfast ist eine ziemlich beeindruckende Stadt, in der die Spuren der Troubles noch deutlich zu sehen sind. Insgesamt verbrachten wir zwei Nächte in Belfast. Das beeindruckendeste war wohl die Blacktaxi Tour, die wir machten. Dazu fuhren wir zunächst in die Protestantische Seite der Stadt und betrachteten dort die riesigen Wandmalereien. Sie dokumentieren wichtige Ereignisse in der protestantischen Geschichte. Jahrelang waren es Hetzbilder gegen die Katholiken, oder aber Verherrlichungen von Katholiken Mördern, die aber auf Grund des steigenden Tourismus auf Befehl der britischen Regierung entfernt werden mussten.


Der nächste Stopp war die Peace-Wall, die Mauer die Belfast in katholische und protestantische Bereiche teilt. Sie ist unglaublich riesig und hässlich und es gibt keine Aussicht darauf, dass sie irgendwann abgerissen werden kann. Auf heute noch werden alle Tore spätestens um 10 Uhr Abends geschlossen, um die Protestanten und Katholiken zu separieren. Christina und mir war nicht bewusst, dass das ganze noch so aktuell ist und wir waren geschockt. Nur 22% der irischen Bevölkerung leben in gemischt katholisch-protestantischen Gegenden, der Rest lebt in separaten Gegenden.


Sehr beeindruckend war auch die Wandmalerei über Booby Sanders, der einer der führenden IRA Männer war. Als Mary Thatcher den politischen Status der Gefangenen aberkannte war er einer der Führer des Widerstands. So weigerten sich die Gefangenen die normale Sträflingskleidung zu tragen und trugen nur eine Decke, der sogenannte „Blanket Protest“. Als das nichts half war Bobby Sanders derjenige, der den Hungerstreik begann. Jede Woche fingen zwei neue Gefangene mit dem Hungerstreik an. Leider erhielt der Aufstand sehr wenig Aufmerksamkeit in der Welt. Um aber Aufmerksamkeit zu erlangen nutze die IRA eine Gesetzeslücke und lies Bobby Sanders bei den britischen Regierungswahlen antreten und er wurde MP. Die gewünschte Presse war da. Ingesamt verhungerten aber 11 Gefangene, bis Mary Thatcher den Gefangenen den politischen Status wieder anerkannte.

Christinas und meine letzte Station der Reise war Drogheda. Von dort aus besichtigten wir „The Hills of Tara“. Eigentlich wollten wir auch noch Newgrange (das Stonehenge von Irland) besichtigen, aber leider war es schon geschlossen.

Nun bin ich wieder zu Hause und brauche eine Verschnaufpause, ich bin aber davon überzeugt, dass die nächste Woche sicherlich wieder viel zu bieten hat. Frohe Ostern, Anne.
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ti.mo,
Sonntag, 4. April 2010, 22:08
frohe ostern
toller bericht. wiedereinmal. ich bin jedesmal begeistert zu lesen was du so alles auf dieser komischen insel erlebst...
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