Sonntag, 21. Februar 2010
20. Ferien
Heute gilt es zwei Wochen Irland aufzuholen. Ich hoffe, ich kriege alles zusammen.
Die Woche vor der Midtermbreak verlief in der Schule ziemlich ruhig. Dadurch, dass für das 6th, 5th und 3rd Year alle Prüfungen anstanden, hatte ich kaum Unterricht und konnte viel für die kommenden Wochen vorbereiten.
Der Deutschklub drehte sich natürlich um Karneval. Meine Schüler konnten es kaum glauben, was das für ein komisches Fest ist. Wusstet ihr, dass alleine in Köln beim Rosenmontagszug 150T Süßigkeiten und 440 000 Tafeln Schokolade geschmissen werden?
Eine halbe Stunde, nachdem der Deutschklub vorbei war, ging es für mich schon weiter in Richtung Port Laois zu einer Fortbildung. Die war auch ziemlich gut, aber es war ein langer Tag. Zurück in Templemore gingen wir mit etwas Verspätung zu der Weihnachtsfeier des Kollegiums. Die Feier war vor Weihnachten abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Es war eine nette Feier, nur leider kam ich nicht aus der Lage heraus mit über zwei Stunden von Seani, dem Hausmeister, zutexten zu lassen. Ich weiß nun alles über seine Familie und noch vieles mehr. Das Problem ist, dass Seani sehr schwerhörig ist und ich deswegen die ganze Zeit auch noch so brüllen musste.
Am Freitag kam dann Heike nach Templemore. Zur Erinnerung Heike ist eine Fremdsprachenassistentin aus Limerick, die eigentlich aus Bremen kommt. Hier konnte ich Heike ein bisschen von dem Landleben zeigen, was wirklich sehr anders als das Leben in Limerick ist. Wir gingen abends mit den üblichen Verbrechern in einen Pub mit Musik und meine Mitbewohnerin Sarah gab ein Lied zum Besten. Hier wird immer gefordert, dass ich mal ein deutsches Lied singe. Aber ich wüsste noch nicht mal, was überhaupt in Frage kommt. Das ist zum Beispiel das Lied, dass Sarah gesungen hat: http://www.youtube.com/watch?v=AcxIdYbKu7Q



Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf den Weg in Richtung Osten. Das erste Ziel war Glendalough, Co Wicklow. Das ist ein Tal mit zwei See, welches von riesen Bergen umgeben ist. Dort haben wir einen Spaziergang gemacht.









Übernachtet haben wir dann in Wexford. Wexford ist eine Hafenstadt, welche irgendwann einmal von den Wikingern gegründet wurde. Es ist eine kleine nette Stadt und Heike und ich fühlten uns wohl.


Am nächsten Morgen fuhren wir in den National Heritage Park, wo die Geschichte Irlands von den ersten Farmern, bis zu den Christen und Wikingern dargestellt ist. Wir haben eine Führung von einem älteren Herren bekommen, der schon seit 1987 in dem Park wohnte. Mit uns wurden nur noch zwei andere Iren mit herumgeführt. So hatten wir Zeit für viele nette kleine Geschichten. Der Mann war sehr familiär mit den Vögeln im Park und so kam ich dazu ein Rotkehlchen aus der Hand zu füttern.




Nach dem Park ging es weiter zu einem langen Stand im Co Wicklow. Wir hatten super Glück mit dem Wetter und machten einen langen Spaziergang. An dem Strand wurde übrigens der Film „Der Soldat James Ryan“ gedreht.






Abends kehrten wir in Tramore, Co Waterford ein. Tramore ist eine kleine Hafenstadt. Wir wohnten in einem Hostel und hatten das Hostel für uns alleine. Am nächsten Tag machten wir mit Hilfe der guten Tipps des Hostelbesitzers einen Ausflug an die Küste. Unser erste Stopp war das „Dunbrody Famine Ship“. Die haben ein Schiff so nachgebaut, wie es 1845 für die Auswanderer benutzt wurde. Für die, die es vielleicht nicht wissen, im Jahr 1845 gab es eine große Kartoffelfäule in Irland, auf Grund derer 1 Millionen Menschen verhungerten und 1 Millionenen Menschen nach Amerika auswanderten. Die Führung durch das Schiff war sehr beeindruckend und wurde mit der Hilfe von Schauspielern noch verbessert.




Weiter ging es die Küste entlang an wunderbaren Städtchen vorbei, bis wir schließlich am Leuchtturm Hook Head ankamen. Hook Head ist der älteste noch bemannte Leuchtturm in Europa.







Am Dienstag machten wir uns an der Küste entlang auf nach Cork, um zum einen Heike zum Bahnhof zu bringen und zum anderen Louise einzusammeln.





Ich übernachtete eine Nacht bei Louises Gastfamilie und wurde auch zugleich mit zum Bingo genommen. Am nächsten Morgen besichtigen wir das Hafenstädchen Crosshaven und Blarney Castle. Wir passten die Zeit so ab, dass wir mit Peter, Louises Gastvater, zum Windhundrennentraining fahren konnten. Peter hat einen Windhund namens Charlie, der eine Runde zum Training laufen durfte. Das ganze dauert nur 28 Sekunden. :)
Auf dem Rückweg nach Templemore besichtigten Louise und ich die Michelstown Caves. Das sind Tropfsteinhöhlen in Tipperary. Es war wieder typisch irisch. Die Karten für die Tour musste man bei einer alten Dame im Haus kaufen und dann den Berg hochsteigen. Geführt wurden wir zusammen mit einer Amerikanischen Familie von einem sehr enthusiastischem jungen Mann, der die Höhlen wie seine Westentaschen zu kennen schien. Wer von euch schon in den Tropfsteinhöhlen auf Mallorca war, kann sich wahrscheinlich gar nicht vorstellen wie viel ruhiger, persönlicher und anders diese Führung war. Zwischen drin schaltete der Herr einfach mal komplett das Licht aus. Man konnte noch nichtmal die eigene Hand vor Augen sehen. Echt cool.



Am Donnerstag erklommen Louise und ich das Devils Bit. Leider war es sehr nebelig und wir konnten kaum etwas sehen. Trotzdem war es sehr gut, den strammen Aufstieg absolviert zu haben. Nachmittags gingen wir zusammen mit Aisling essen und später noch ins Kino.








Am Freitag verbrachten Louise und ich die meiste Zeit damit eine Schwarzwälderkirschtorte zu backen. Es gab dabei aber viele Schwierigkeiten- keine Kirschen (wir stiegen auf Himbeeren im Glas um, die wir aber leider an der Kasse fallen ließen und ein riesen Chaos verursachten), kein Sahnesteif, keine Schokostreusel, keinen Kirschlikör und vor allem kein Rührgerät. So kam es dazu, dass wir 800ml Sahne komplett mit der Hand schlugen. Armmuskeln lassen grüßen. Die Torte an sich wurde allerding sehr gut.


An diesem Abend ging ich mal wieder zu Pollys. Diesmal gab es sogar einen Anlass: Eddie der Barmann arbeitetet seit 25 Jahren bei Pollys. Eddie selber wusste nichts von der Party, er hatte Dienst an dem Abend. Auch als sich der Pub füllte und er immer mehr in Schwitzen kam (normalerweise ist es an einem Freitagabend sehr ruhig) ahnte er nichts. Als um elf Gerry, der Chef, in den Pub kam meinte Eddie nur: „Man, du hast dir aber lange Zeit gelassen, hier ist die Hölle los!“ Als Gerry dann eine Rede hielt, und Eddie endlich klarwurde was gespielt wurde, wusste er nicht mehr, wo er hingucken sollte. Anschließend gab es Fingerfood, eine Runde für alle und später auch die Schwarzwälder Himbeer-Torte. Die kam sehr gut an, auch wenn es mir peinlich war, dafür gelobt zu werden.

Am Samstagmorgen wollte ich Louise zu Johns Tochter Olivia zum Reiten bringen. Olivia ist 15 Jahre alt und wir dachten ein bisschen altersgerechter Kontakt wäre für Louise gut. Ich war noch ziemlich müde von der vorherigen Nacht und mein Plan war es, direkt wieder nach Hause zu fahren und in mein Bett zu gehen. Leider durfte ich das nicht, sondern musste zunächst Pferde und Hühner füttern und Kühen beim Melken zuschauen. Danach ging es richtig los: John meinte: „Du kannst nicht in Irland gewesen sein, ohne Traktor gefahren zu sein.“ Und zack, schon saß ich in dem riesen Gerät, an dem auch noch so riesen Aufspießgabeln angebracht werden. Es war genauso, wie als ich das erste mal mit frischem Führerschein mit Papa Volvo gefahren bin. Papa sagte immer: „Jetzt drück doch endlich mal aufs Gas! Guck, was da für Power ist!“ Naja, zunächst musste ich mit dem Traktor über die Straße düsen. Anschließend durfte ich Heuballen aufspießen und zu den Kühen in den Stall fahren. Das war aber noch nicht genug, denn als ich dachte, ich hätte es geschafft meine John: „So, und jetzt fährst du Bagger.“ Und wieder stieg Anne in ein riesen Geräte und fuhr Heuballen von A nach B. Mein Auto kam mit danach ganz schön klein vor. :)
Heute Morgen habe ich Louise noch kurz den Anfang eine Jagd gezeigt (nach 2 Stunden in der Kälte lief sogar der Fuchs an uns vorbei!!!!) und sie eben zum Zug gebracht. Den Rest des Tages werde ich nun ruhig angehen lassen, um mich auf die kommende Woche vorzubereiten.

Bis bald,

Anne

Achja, als Nachtrag noch zwei Bilder von letzter Woche:


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mach ma halblang...
echt toll was du so alles erlebst. ich hätte echt größte lust dich nochma besuchen zu kommen. aber daraus wird wohl nix. immerhin gehts ende märz mit filipp un co in den ski urlaub...

hier noch ein typisch deutsches lied welches du im pub mal singen könntest: http://www.youtube.com/watch?v=Pai1dWcZIek

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You are familiar with the birds
Man wird ja ganz schwermütig, wenn man das Auswandererlied hört. Du hast wahrscheinlich recht, etwas in dieser Qualität gibt es bei uns vielleich gar nicht.
Übrigens: dein Deutsch hat jetzt doch schon einige engliche Anklänge, you see?
Greetings
Mama

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Hi Anne,

schöne Gegend in der du da gelandet bist! Solltest du Interesse an wirklich authentischer irischer Folkmusic haben, solltest du mal Jim O’ the Mills besuchen. Auf einem Bauernhof in der Nähe von Upperchurch finden jeden Donnerstagabend Sessions in wechselnden Besetzungen statt (je nachdem wer gerade vorbeikommt). Aber Vorsicht! Eingeweihte behaupten: „you'll need a herd of excuses to get out of the place before dawn”.

Greetz

Volker

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