Sonntag, 7. Februar 2010
19. Die Iren: Hilfsbereit und Jagdfreudig.
Eine neue Woche mit vielen Eindrücken ist wieder vorbei. Deswegen höchste Zeit, alles noch einmal Revue passieren zu lassen.

In der Schule war soweit alles sound. (Mein neues Lieblingswort, wird von den Iren immer im Sinne von gut benutzt: You are sound. She’s a sound slepper, etc.) Den Montag mit drei Nachhilfe Stunden habe ich gut überstanden, der anstrengende Dienstag flog auch vorbei. Am Mittwoch musste ich mal wieder ohne Tina auskommen. Die Schüler waren aber anständig und alles hat gepasst. Olivia, eine der Special Needs Assistants, meinte: „Anne, you have started to be more cross, haven’t you?“. So viel dazu, dass ich jetzt auch mal ne Klasse anschnauzen kann. Ich hab mich an Tinas Ruhe und Respekt Status gewöhnt und kriege jetzt schon die Krise, wenn auch nur eine irgendwo tuschelt. :)

Mein Deutschklub war super. Wir haben in der ersten Hälfte ein Städterätsel gemacht. Ich habe insgesamt 9 Lieder zusammen geschnitten (ja, ich kann auch bald als DJ arbeiten), in denen deutsche Städte genannt werden. Von „Ich hab meine Herz in Heidelberg verloren“ über „Wärst du doch in Düsseldorf geblieben“ bis zum krönenden Abschluss durch „Köln ist einfach korrekt“ von den Wise Guys war alles dabei. In der zweiten Hälfte haben wir Zungenbrecher wie „Zwischen zwei Zwetschgen Zweigen sitzen zwei zwitschernde Schwalben“. Ich muss dafür auch englische Toungtwister aufsagen, habe mich aber relativ gut geschlagen.

Am Freitag habe ich nach der Schule versucht eine gute Tat zu vollbringen. Ich wollte Sarah vom Bahnhof in Athlone abholen, da sie zu der Beerdigung ihrer Oma nach Hause gefahren war. Athlone liegt 80km entfernt, wie Fahrt dort hin dauert aber 1 1/2h Stunden. Gesagt getan, ich hab mich um sechs Uhr auf den Weg gemacht und hab sie abgeholt. Das Problem war allerdings, dass auf dem Rückweg mein Auto anfing Mucken zu machen. In Roscrea machte es auf einmal komische Geräusche und ich konnte nur noch mit halber Kraft beschleunigen. Ich bin dennoch weiter gefahren (10km) und gerade als ich das Ortsschild von Templemore passierte, ging der Motor aus und nix ging mehr. Nun gut, es hätte schlimmer kommen können. Mein erster Gedanke war, John Connelly anzurufen. Ich kenne John aus Pollys und er ist ein Farmer (ca 40) und ich unterrichte seinen Sohn. John kennt jeden Menschen in Templemore und hat einen Jeep. Gesagt getan, 20min später kamen John und Ollie im Workoutfit, mit Jeep, Taschenlampe und Seil angefahren. Auf dem Weg hatte John anscheinend schon seinen Bekannten Steven Ryan angerufen. Steven hat eine Weile bei der örtlichen Werkstatt gearbeitet und sich dann aber selbstständig gemacht. Jetzt hat er einen großen Schuppen, wo er allesmögliche repariert. John meint, Steven ist der beste Mann in der Stadt. Nun gut, nachdem wir es geschafft hatten das Auto an den Jeep zu hängen (die Konstruktion hättet ihr sehen müssen! Ein 15m Seil, oft geknotet und mit Hilfe eines Pinsels fixiert. Leider war es mir zu peinlich Fotos zu machen. :) ) ging es los mit der Fahrt durch die Wallachhei. Für die, die schon hier waren, es ging raus bis kurz vor Tinas Haus. Für die, die noch nicht hier waren – ich wette, dass ihr noch nie so eine schlechte Straße gesehen habt. Zitat Tina: „The back road is worse than Beirut.“. Nach 20min kamen an, ließen mein Auto dort stehen und fuhren weiter (Ollie und ich auf der Ladefläche des Jepps) zu Johns Haus, so dass John sich um ziehen und seine Frau Antoinette mit in die Stadt kommen konnte. Wie gesagt, ich unterrichte Johns Sohn John. Antoinette und John haben dem kleinen John nie erzählt, dass sie mich kennen. Und dem entsprechend geschockt war John (2nd Year), als seine Deutsch Lehrerin auf einmal ins Wohnzimmer marschierte.

Der Abend endete dann wieder mal im Pub. Zunächst in „The Bucks“ und später in Pollys. Eddie, einer der Bar Männer hatte frei und war unglaublich betrunken. Ein Spaß. Leider habe ich den Absprung verpasst und blieb aus Versehen bis weit nach Sperrstunde. Ich war um fünf zu Hause. Witzige Beobachtung: Um zwei Klopfte es und alle wurden panisch. Sie dachten, die Polizei kommt. Jemand versteckt sich unterm Tisch, hinter da Bar hockte jemand und ich fand mich in der Küche wieder. Zum Glück war es Fehlalarm, es war nur Timmy, der sich auf dem Rückweg befand. Was ich nicht wusste ist, dass nicht nur die Bar Strafe zahlen muss (nach dem 3. Mal erwischen wird die Bar zugemacht) sondern auch alle Gäste 200Euro zahlen müssen.

Am Samstagmorgen rief mich dann wieder John an und fragte nach ein paar Details zum Auto. Anscheinend zeigte der Computer über 15Fehler an und sie dachten, der Motor sei hinüber. Wenn ich es aber im Endeffekt richtig verstanden habe, war es die Zündspule (auf jeden Fall eine Spule), die den Geist aufgegeben und somit die komplette Elektronik lahm gelegt hat. John ist anscheinend danach direkt los und hat eine neue Spule gekauft. Steven hat sie eingesetzt und um vier hatte ich mein Auto wieder. Amazing. Aber wie ich das wieder gut mache, weiß ich noch nicht. Mein Plan ist, John, Antoinette und Ollie zum Essen einzuladen. Schnitzel, Frikadellen und Kartoffelsalat? Was haltet ihr davon?
Heute, am Sonntag gab es wieder mal viel für mich. Ich bin um halb neun zu Tina gefahren, um Pfannkuchen zu backen. Die hatten noch nie Apfelpfannkuchen oder Erdbeerpfannkuchen gegessen und fanden es klasse. Um Elf Uhr ging es los nach Clonmore, zur Jagd. Wir kamen wie immer knapp an und schafften es gerade noch ein paar Leute zu begrüßen, bevor die Jagd los ging. Die waren echt gemein und haben mich genötigt auf eins der Pferde zu steigen. :) Rory Purcell, der Holzarbeit Lehrer, ritt in der Jagd mit und Seamus Bourke, Mathe Lehrer, machte Fotos. Ich bin gespannt, wo die auftauchen. Zum Glück bin ich ohne Probleme rauf und runter gekommen (Rory meinte später, „Und da wollte ich sie hoch heben, da saß sie schon drauf.“). Kurz drauf ging die Jagd los.



Wir, „The Followers“, sind rein ins Auto und zum nächsten Punkt, wo klar war, dass gesprungen wird. 2 Minuten später waren die Pferde auch schon da. Insgesamt habe ich 80 gezählt. Naja, das Hindernis war eine Hecke mit Bach dahinter (die reiten querfeldein) und es sah ganz schön gefährlich aus. So gerne ich auch mit reiten würde, ich glaube, das pack ich nicht. Ein Mann fiel auch prompt vom Pferd und musste zu Fuß hinterher. Das Problem war allerdings an diesem Hindernis, dass ein Pferd verweigerte und danach 12 weitere Pferde nicht weiter wollten. Es war ein riesen Chaos und es wurden Peitschen ausgepackt, Seile an Pferde gebunden und versucht sie rüber zu ziehen. Es war unglaublich. Zwischen drin mussten wird immer wieder 10m zurück weichen, weil alle Pferde buckelten und stiegen. Ein Hengst war dabei, der eine rote Schleife am Schweif hatte. Ich habe gelernt, dass das bedeutet, dass der Hengst austritt. Mit drei kleinen Kindern an der Hand war das ganze doch etwas aufregend. Im Endeffekt haben sie aufgegeben und sind außen rum über Straßen galoppiert, um an einer anderen Ecke aufzuholen.





Leider haben wie das Feld dann verloren und sind zurück nach Templetouhy gefahren, um Frances und James zu treffen. Die beiden Männer waren jeweils mit einer Zweispännigen Kutsche zum Pub gefahren. Und standen gemütlich mit Bier vor der Kneipe. Nach einem Hot Porch und mehreren Bier für die Männer ging es weiter. Diesmal in der Kutsche. :) Echt toll.


Nachdem wir die Pferde dann abgespannt und die Kutsche in der Scheune verstaut hatten ging es wieder los nach Clonmore, wo die Jäger langsam eintrudelten. Alle waren dreckig bis oben hin (und weisse Reithosen sind Pflicht!). Es gab Suppe, Fingerfood und viel Bier. Wirklich Irisch. :)

Vielleicht bleibe ich ja doch noch hier, wenn ich lerne, wie ich Jagden reite.

Viele Grüße bis dahin,

Anne

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einfach nur zum schießen komisch..
also bei diesem bericht musste ich mit abstand am meisten lachen. sehr cool. ich find - allein schon durch deine berichterstatung - das irland ein unglaublich nettes(verrücktes) land ist!

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