Samstag, 12. Dezember 2009
14. Die Präsidentin und ein spontanter Umzug
Ihr Lieben,

ich habe es nicht geschafft in der letzten Woche einen neuen Eintrag zu verfassen, ich hoffe, dass ich es jetzt schaffe, alles aufzuholen.

Die Woche nachdem dem Wochenende in Mayo verflog wieder wie im Flug. Die Schule war hektisch ohne Ende, da zum Einen eine große Englisch Schulinspektion und zum anderen der Besuch der Präsidentin anstatt. Zum anderen starb unerwartet eine gute Freundin Tinas, was die Woche auch nicht einfacher machte.

Bei Schulinspektion kommt ein Inspektor des Bildungsministeriums für zwei Tage in die Schule, kann jeden Unterricht besuchen, den er will und hat Einsicht in alle Jahrespläne, Arbeitsblätter, Hausaufgaben, usw. Somit hatte jeder Englisch Lehrer alle Hände voll damit zu tun, Ordner zu aktualisieren und Unterrichtsstunden vorzubereiten. So auch Tina. Damit dann auch ich. Auch wenn ich eigentlich gar nicht für Englisch zuständig bin. Der Unterrichtsbesuch in Tinas Stunde lief sehr gut ab (ich wurde kurzfristig als generelle Assistentin eingestellt) und bekam ein gutes Feedback. Das generelle Feedback über die Schule war bis auf kleine Dinge sehr gut. Achja, die Berichte sinn öffentlich im Internet einsehbar und Eltern entscheiden nach diesen Berichten, auf welche Schule sie ihre Kinder schicken. Ihr erahnt sicherlich die Bedeutung dieser Inspektion.

Im Deutschklub der letzten Woche behandelte ich das Thema Nikolaus. Die Schüler waren ziemlich begeistert von dieser Tradition. Zum Ende hin versuchte ich die Schüler dazu zu bewegen Schneesterne aus Papier zu basteln. Leider musste ich dabei feststellen, dass Basteln in Irland überhaupt keine Bedeutung zugemessen wird. Die meisten Schüler können nicht mit einer Schere, geschweige denn mit einfachen Bastelanleitungen umgehen. Erschreckend. Dementsprechend chaotisch lief der Klub ab.



Das Wochenende wurde von Umzugsplänen geprägt. Sarah und ich beschlossen auf Grund von Reibereien mit Neil, eine neue Unterkunft zu suchen. Am Samstag hatten wir einen Besichtigungstermin mit einem der örtlichen Makler. Sarah und ich einigten uns ziemlich schnell, dass dieses Haus unseren Vorstellungen genügte und vollbrachten den unangenehmen Schritt unserem alten Vermieter Neil zu kündigen. Dieser ist seit dem sehr unangenehm und wir hatten ein sehr komisches Gespräch mit ihm und seiner kratzbürstigen Verlobten. Inzwischen macht er Stress, dass der Ofen nicht sauber genug ist (ich habe ernsthaft mein Bestes gegeben) und ich bin einfach froh, wenn wir nächste Woche die Stromrechnung auseinander rechnen, die Kaution zurück bekommen und den Schlüssel abgeben können. Bis dahin sind es leider noch ein paar Tage, aber auch das wird alles gut werden.

Nun zum neuen Haus. Ich war zunächst etwas skeptisch, ob das Haus genauso schön ist, wie das alte, aber nach dem gestrigen Umzug muss ich meine Meinung revidieren und sagen, dass es ganz wunderbar hier ist. Im Erdgeschoß gibt es ein Wohnzimmer mit Kamin (heute Abend mache ich ein Feuer), eine Toilette und eine riesen Küche. In der Küche hallt es zurzeit noch etwas, ich muss mal sehen, wie ich das ändern kann. Im ersten Stock gibt es zum Einen Sarahs Schlafzimmer mit angeschlossenem Bad, ein großes Badezimmer für mich, mein Zimmer und noch ein drittes, kleines Schlafzimmer. Wir könnten also entweder den Raum noch untervermieten oder Besuch empfangen.













Am Montag war dann der große Tag in der Schule. President Mary Mc Aleese kam zu Besuch. Die Schule war in heller Aufregung. Alles war genau durchgeplant. 13.00h Ankunft 13.02h Signing the Golden School book, 13.05h German Room usw.



Wir standen alle ziemlich aufgeregt in unserem Deutsch Raum und warten auf die Präsidentin. Und dann kam sie. Mit 3 Bodyguards, ihrem Ehemann und einem Armee Offizier. Zunächst wurde sie von verschiedenen Schülern in unterschiedlichen Sprachen begrüßt. Englisch, Irisch, Deutsch, Französisch, Littauisch, Ungarisch und Polnisch. Die Präsidentin antwortet in jeder Sprache mit Danke. Bei den Sprachen, bei denen sie das Wort für Danke nicht wusste, lies sie sich dieses Beibringen. Weiter ging es zur nächsten Station des Raumes- der Berliner Mauer. Hier traf sie zunächst auf James, der ihr zu ihrer und Frau Merkels Arbeit zur Völkerverständigung gratulierte Anschließend durfte sie die symbolische Dominiostein Mauer einreißen. Als nächstes sprach Steven- er hatte mit zwei weiteren Schülern ein Stück der Mauer rekonstruiert. Die Mauer sieht ganz fantastisch aus. Mary Mc Aleese erzählte darauf hin, dass ihr Ehemann im Jahr 1990, also kurz nach dem Mauerfall, den Berlin Marathon durch West und Ost Berlin gelaufen ist. Als drittes sprach Franky Nesirky (ich gebe ihrem Bruder Oskar Deutschunterricht). Sie erzählte von ihrem Onkel Martin Nesirky, der der erste Reporter war, der vom Mauerfall berichtete. Ihre Familie war im zweiten Weltkrieg aus Berlin vertrieben worden und nach Irland ausgewandert. Ihr Onkel aber, kehrte als Reporter zurück nach Berlin. Heute ist er international erfolgreich.








Die dritte Station im Deutsch Raum war der Weihnachtsmarkt. Die Schüler stellten hier Glühwein, Plätzchen und Weihnachtskarten vor. Mary Mc Aleese durfte dort die Tür des 7. Dezembers des Adventskalender öffnen und bekam eine Schokolade. Bei dem Weihnachtsmarkt stellten die Schüler mich auch als ihre deutsche Assistentin vor. Mary Mc Aleese und ihr Mann kamen daraufhin zu mir herüber, grüßten mich und schüttelten mir die Hand.



Anschließend, nach einer Tanz- und Gesangaufführung, hielt die Präsidentin eine sehr gute und ermutigende Rede und verließ nach einer Stunde Aufenthalts an Our Lady’s wieder die Schule.

Am darauffolgenden Dienstag gab es einen irischen Feiertag. Der 8. Dezember ist als größter Einkaufstag der Bauern bekannt und an diesem Tag werden außerdem die Weihnachtsbäume in den irischen Haushalten aufgestellt. An diesem Tag fragte mich Tina aus zwei Gründen, ob ich mit nach Limerick fahren möchte. Zum einen, um mich aus dem Haus rauszubekommen (sie wusste, dass ich mich nicht mehr sehr wohl dort fühlte) und zum anderen, damit ich auf ihre Kinder aufpassen konnte. Wir verbrachten einen schönen Tag in Limerick und ich hatte viel Spaß mit James, Henry und Ellie-May. Tina traf sich mit einer alten, kranken Freundin und in dieser Zeit brachte ich die Kinder in Kino. Wir sahen Fantastic Mr. Fox von Roddy Doyle.
Der Rest der Woche verlief zum Glück etwas ruhiger. Gestern sind wird dann umgezogen und heute habe ich außer ein wenig Nachhilfe geben und Tina beim Basteln von Kostümen zu helfen endlich mal nicht vor.

So langsam kommt sogar bei mir Weihnachtsstimmung auf und morgen wird der Weihnachtsbaum aufgestellt.

Viele Grüße aus dem schönen Irland,

Anne

P.S. Entschuldigt die schlechte Qualität der letzen Bilder- meine Kamera macht schon wieder Mucken. Der selbe Fehler, der schon dreimal repariert wurde.

P.P.S. Helen, wenn du das liest- ich brauch ne eMail Adresse oder so, um die zu antworten. :)

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immer diese kratzbürstigen verlobten...
dann verlief der besuch mit der präsidentin ja ziemlich gut. und sie hat dir sogar die hand geschüttelt... hoffentlich kehrt nun langsam etwas ruhe (in der schule) ein. der umzug hat anscheinend auch gut geklappt. und wenn die neue bude nun auch noch schöner, größer und toller ist als die alte ist die welt doch vollkommen in ordnung!

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Und wo ist das Angeber-Foto?
Jetzt sag nicht, es hat keiner geknippst, als du der Präsidentin die Hand geschüttelt hast?!? Kann doch nicht sein! ;)

Das neue Haus sieht doch echt nett aus und alleine die Tatsache, dass es frei von blöden Vermietern und kratzbürstigen Verlobten ist, macht es doch bestimmt sehr angenehm ;) und du hast einen Nachhilfeschüler weniger und das ohne finanzielle Verluste :D Eindeutig ein guter Start... und da Freitag ja ein guter Tag zum Umziehen ist (?!?) kann ja in der neuen Wohnung nur alles gut gehen.

Übrigens musste ich die letzten Tage beim Arbeiten in Ennepetal des öfteren mal an dich denken, da sagen die nämlich alle alles so Sachen wie Kürche und Weckmann und irgendwer von denen hat auch von Ürland gesprochen ;) ;) ;)

See you soon! xoxo

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