Sonntag, 4. Oktober 2009
5. Book Lounge und Hurling
Am Freitag war wiederum ein besonderer Schultag. Zum Einen fand der alljährliche Begrüßungsgottesdienst statt und zum anderen gab es einen Fun-Walk.
Aber zunächst zum Gottesdienst. So um viertel nach Elf begann Patricia die einzelnen Klassen für den Weg zur Kirche aufzurufen. Ja, hier läuft alles sehr gesittet und stark kontrolliert ab. Zunächst darf das 1st Year, dann das 2nd Year und so weiter los. Die Kirche liegt direkt neben der Schule (ich glaube, die Schule war mal ein Kloster). Vor der Kirche stand ein Begrüßungskomitee. Dieses bestand aus 4 Dudelsackspielerin und zwei Trommlern. Fast alles Deutsch Schüler. Diese Band ist sehr berühmt hier. Der Gottesdienst lief bis auf gelegentliches Zurechtweisen der Schüler sehr gesittet ab. Sogar die heilige Kommunion (Abendmahl) war genau durchgeplant, damit bei 500 Schülern in einer Kirche kein Stau entschied. Die Lieder, den der Chor sang waren sehr schön. Und diesmal konnte ich auch die Predigt verfolgen. Das Thema: „Love God- Serve Others“.
Nach der Mittagspause begann dann der so genannte Fun-Walk. Ein Sponsor Lauf von insgesamt 5km. Ich habe eigentlich den ganzen Weg damit verbracht „Keep in- Car is coming!“ zu brüllen.  Ich bin mal gespannt, wie viel Geld eingenommen wurde. Das Geld wird nicht gespendet, sondern darauf verwendet die Bus für die Hurling-Spiele bezahlt werden können.
Das Highlight jedoch an diesem Freitag war der Abend. Zunächst war ich unsicher, ob ich überhaupt alleine ins örtliche Hotel zur Book-Lounge gehen sollte, habe mich aber doch aufgerafft. Zumal eine Schülerin, Siobhan, die Tinas Kinder sittet, mich doch sehr überredet hat zu kommen. Siobhan hat mich netterweise auch den ganzen Tag nicht alleine gelassen. 
Ich werde den Abend etwas detaillierter beschreiben, weil es unglaublich witzig war. Zunächst einmal musste ich mir einen Platz in dem großen Saal suchen. Ich frage zwei ältere Damen, ob ich mich zu ihnen setzen könnte. Sie meinten, na klar, honey, „You could even buy us the whole night free drinks, and bring all young men to us.”. Sie stellten sich kurze Zeit spatter als Mary und Patsy vor, die auch ihre Ehemänner und Kinder dabei hatten. Mann, haben die mir einen Blödsinn erzählt. 


Kurze Zeit später begann die eigentliche Vorstellung des Buches „Ate Mate and Follow the Band“ (Iss Fleisch und folgt der Band, örtlicher Dialekt). Es wurden verschiedene Passagen von unterschiedlichen Lesern vorgelesen. Siobhan las zum Beispiel ein Gedicht vor. Es folgte noch eine kurze Dankesrede (der Autor Joe Barry spendet alle Einnahmen an die Rettungsboot-Gesellschaft) und schon war der förmliche Teil zu Ende. Keiner wusste genau, was dann geschehen sollte. Es wurde, meine Ansicht nach ziemlich spontan, eine Lotterie ins Leben gerufen. Einer wurde eben in den örtlichen Supermarkt geschickt und kam kurze Zeit später mit einer Flasche Whiskey, einer Flasche Vodka und noch ein paar kleineren Dingen zurück. Während der Vorbereitungen spielte die ganze Zeit eine Band. Keine Band in unserem Sinne. Es saßen in einer Ecke, geschätzte 10-15 Männer mit Instrumenten. Ich konnte zwei Akkordeons, eine Violine, ein Banjo, mehrere Dudelsäcke für Innen (da pumpen die den nicht mit dem Mund sondern mit dem Arm auf) und verschiedenste Flöten entdecken. Zwei von ihnen waren Schüler von mir, die mir noch mehr über die Musik erklären konnten. So lernen die alle keine Noten, es wird immer nach Gehör gespielt. So können Dom und Stevie, die erst seit einem Jahr mitspielen, erst zwei Tunes spielen. Der eine Akkordeonspieler, Beardie, kann über 200 Tunes spielen. Versucht es euch vorzustellen- 15 Männer in einem Kreis, jeder spielt sein Instrument, schließt die Augen und trällert vor sich hin. Echt cool.
Als sich die Runde um 12 auflöste wollten wir eigentlich nach Hause gehen. Als wir jedoch aus dem Saal über die davorgelegene Lounge rausgehen wollten, stießen wir auf geschätze 40 Menschen in dieser kleinen Lounge, die sangen. Die saßen einfach da, immer hat irgendwer anders angefangen zu singen. Meistens waren es ziemlich traurige irische Lieder. Die Strophen wurden meist alleine gesungen und in den Refrain fiel die komplette Gesellschaft dann ein. Unglaublich, wie die alle Singen konnten. Ich hätte stundenlang zuhören können. Echt klasse und einfach faszinierend und eigentlich unbeschreiblich. Ich hoffe, ihr könnt es euch trotzdem vorstellen.
Den Samstag habe ich eher ruhig verbracht und nur ein paar Kekse gebacken.
Am heutigen Sonntag habe ich mit Neill wieder eine Menge Mathe gemacht. Unglaublich, dass er noch nicht mal Klammern auflösen kann. Aber mühsam ernährt sich das Eichhörnchen. Dafür haben mich Christin und Neill heute Nachmittag mit zum Hurling genommen. Es war das Halbfiniale des Tipperary Cups. Unsere Mannschaft hat gewonnen. Dieses Spiel ist insgesamt sehr schnell und noch mehr brutal. Die Spieler, 15 pro Mannschaft, spielen ohne Schutz. Das Höchste der Gefühle ist ein Helm mit Gesichtschutz, diesen tragen aber längst nicht alle Spieler. Jeder Spieler ist zusätzlich ausgestattet mit einem Schläger, dem Hurley, und auf diesem balancieren sie den Ball, beziehungsweise bollzen einfach drauf los. So ein Ball fliegt locker mal eben 50m. Und wenn beim Ausholen der Schlägers mal ein Mann im Weg steht, hat dieser eben Pech gehabt.


Insgesamt also nette, ruhige vier letzte Tage. Ich werde diese Woche endlich mal den Reitsport und die Nachhilfe in Angriff nehmen. Am Mittwoch und Donnerstag bin ich in Dublin auf einer Einführungsveranstaltung und hoffe jemanden zu finden, der mit mir in den Herbstferien reist.
Bis dahin, alles Liebe, Anne.

... comment

 
yeah..
...spontane jam session und eine sportart bei der man sich gegenseitig verprügeln darf. was will man mehr?!

... link  


... comment