Donnerstag, 1. Oktober 2009
4. Die erste Schulwoche
irlandanne, 20:10h
Die irische Schule unterscheidet sich doch in vielen Punkten von der deutschen. Aber wahrscheinlich gehe ich besser chronologisch vor.
Am Dienstag war mein erster Tag in der Schule. Dieser war direkt sehr ungewöhnlich. Nach der ersten Stunde fuhren Tina und ich mit einer Englisch Klasse nach Thurles in die Bücherei und ins nebenangelegene Theater. Zunächst bekamen wir eine Führung durch das Theater, was die Schüler sehr spannend fanden.
Danach zeigte und eine Dame namens Annemarie die Bücherei.
Oben, im ersten Stock, gibt es eine Abteilung, die nur für Stammbaumrecherche zuständig ist. So gibt es dort Einblick in die Volkzählungen von 1909 und 1911. Außerdem hat man Zugang auf fast alle Ausgaben der lokalen Zeitung "Tipperary Star" ab 1900.
Die Zeitungen sind alles auf Mikrofilm. Die Schüler bekamen freie Zeit, das Archiv zu erkunden. Unteranderem gab es zwei Mädchen, die Zwillinge Anita und Amanda, die gerne die Zeitung von Dezember 1995 ansehen wollten. Es stellte sich heraus, dass ihre Mutter am 16. Dezember 1995 mit 28 gestorben ist. Sie ist einfach eines Morgens nicht mehr aufgestanden. Als wir die Todesanzeige gefunden hatten, wurde beiden Mädchen verständlicherweise ganz anders. Das war ein ziemlich beklemmender Moment.
Als wir wieder in der Schule waren, ging es für mich ziemlich aufregend weiter. Eigentlich hätte ich zusammen mit Tina auf eine Fortbildung nach Dublin fahren sollen. Patricia hat mich jedoch gebeten die sonst ausfallenden Stunden zu übernehmen. (Patricia: If she wants to be a teacher, she has to teach.). Zunächst hatte ich 40min das 6. Jahr. Das stellte sich als kein Problem dar, da wir die ganze Stunde nur Hörverständnis übten. Ich spielte eine CD ab und die Schüler versuchten die Antworten zu finden.
Mit dem 5. Jahr musste ich zunächst einen Test schreiben. Zwei Schüler weigerten sich mit zu schreiben, aber die haben dann halt einfach nichts abgegeben. Eine von ihnen war Madga, ein Mädchen, welches ursprünglich aus Polen kommt und eigentlich weder Deutsch noch Englisch spricht. Ich bin mal gespannt, ob sie sich traut irgendwann etwas zu mir zu sagen.
Den Rest der Stunde verbrachte ich damit, die Schüler Fragen zu ihrer Person zu fragen. Zunächst hielt ich mich an einfache Dinge wie: Hast du Geschwister? Hast du ein Haustiert? Und nachher modelierte ich Fragen etwas freier um. Das Problem ist, dass hier keine Grammatik gelernt wird (weder in Englisch noch in Deutsch) und deshalb lernen die Schüler meiner Meinung nach nur stumpf Sätze auswendig und haben eigentlich keine Idee, was sie sagen. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass die Klasse sich langsam mehr traut zu sprechen.
Am nächsten Morgen wartete ich in der Klasse auf Tina. Es war wieder die 5. an der Reihe und sie fragten: "Machst du heute wieder den Unterricht?". Ich musste verneinen. Dann kam jedoch die Schulleiterin in die Klasse, erklärte mir, dass Tinas Auto liegen gebleiben sei und fragte ob ich Unterricht machen könnte. Als ich dieses dann den Schülern sagte, haben sie sich sehr gefreut. :) Wahrscheinlich liegt dies an der unglaublichen strengen Art, die hier sonst an den Tag gelegt wird.
Hier werden übrigens alles Lehrerin mit Miss angesprochen. Das s wird dabei sehr weich ausgesprochen und wird sowohl für Miss als auch für Mrs verwendet. Es ist schon witzig, wenn ich über den Flur gehe, oder durch die Stadt und mich dann die Schüler mit einem "Miss" grüßen.
Am heutigen Donnerstag machte ich zum ersten Mal die Erfahrung, wie es ist, Aussprache zu üben. So bat mich Tina gleich zweimal mit verschiedenen Klassen zu üben. Mit der einen die Farben (gruuuun) und mit der anderen Berufe. Egal wie ich es betone, die Schüler sprechen es genau so nach (Feuer-wehr-mann). Ziemlich witzig.
Hier noch zwei Bilder von meinem Schulweg.
Auch wenn hier vieles anders ist, gewöhne ich mich langsam an den Schulalltag. Ich finde immer eher Aufgaben, die ich erledigen kann.
Morgen gibt es einen Spendenlauf und abends werde ich wohl ins örtliche Hotel zu einem Auftritt der irischen Schülerband gehen. Ich hoffe, ich finde noch einen Mitstreiter, sonst muss ich leider alleine gehen.
Bis dahin,
Alles Liebe,
Anne
Am Dienstag war mein erster Tag in der Schule. Dieser war direkt sehr ungewöhnlich. Nach der ersten Stunde fuhren Tina und ich mit einer Englisch Klasse nach Thurles in die Bücherei und ins nebenangelegene Theater. Zunächst bekamen wir eine Führung durch das Theater, was die Schüler sehr spannend fanden.
Danach zeigte und eine Dame namens Annemarie die Bücherei.

Oben, im ersten Stock, gibt es eine Abteilung, die nur für Stammbaumrecherche zuständig ist. So gibt es dort Einblick in die Volkzählungen von 1909 und 1911. Außerdem hat man Zugang auf fast alle Ausgaben der lokalen Zeitung "Tipperary Star" ab 1900.

Die Zeitungen sind alles auf Mikrofilm. Die Schüler bekamen freie Zeit, das Archiv zu erkunden. Unteranderem gab es zwei Mädchen, die Zwillinge Anita und Amanda, die gerne die Zeitung von Dezember 1995 ansehen wollten. Es stellte sich heraus, dass ihre Mutter am 16. Dezember 1995 mit 28 gestorben ist. Sie ist einfach eines Morgens nicht mehr aufgestanden. Als wir die Todesanzeige gefunden hatten, wurde beiden Mädchen verständlicherweise ganz anders. Das war ein ziemlich beklemmender Moment.
Als wir wieder in der Schule waren, ging es für mich ziemlich aufregend weiter. Eigentlich hätte ich zusammen mit Tina auf eine Fortbildung nach Dublin fahren sollen. Patricia hat mich jedoch gebeten die sonst ausfallenden Stunden zu übernehmen. (Patricia: If she wants to be a teacher, she has to teach.). Zunächst hatte ich 40min das 6. Jahr. Das stellte sich als kein Problem dar, da wir die ganze Stunde nur Hörverständnis übten. Ich spielte eine CD ab und die Schüler versuchten die Antworten zu finden.
Mit dem 5. Jahr musste ich zunächst einen Test schreiben. Zwei Schüler weigerten sich mit zu schreiben, aber die haben dann halt einfach nichts abgegeben. Eine von ihnen war Madga, ein Mädchen, welches ursprünglich aus Polen kommt und eigentlich weder Deutsch noch Englisch spricht. Ich bin mal gespannt, ob sie sich traut irgendwann etwas zu mir zu sagen.
Den Rest der Stunde verbrachte ich damit, die Schüler Fragen zu ihrer Person zu fragen. Zunächst hielt ich mich an einfache Dinge wie: Hast du Geschwister? Hast du ein Haustiert? Und nachher modelierte ich Fragen etwas freier um. Das Problem ist, dass hier keine Grammatik gelernt wird (weder in Englisch noch in Deutsch) und deshalb lernen die Schüler meiner Meinung nach nur stumpf Sätze auswendig und haben eigentlich keine Idee, was sie sagen. Dennoch hatte ich den Eindruck, dass die Klasse sich langsam mehr traut zu sprechen.
Am nächsten Morgen wartete ich in der Klasse auf Tina. Es war wieder die 5. an der Reihe und sie fragten: "Machst du heute wieder den Unterricht?". Ich musste verneinen. Dann kam jedoch die Schulleiterin in die Klasse, erklärte mir, dass Tinas Auto liegen gebleiben sei und fragte ob ich Unterricht machen könnte. Als ich dieses dann den Schülern sagte, haben sie sich sehr gefreut. :) Wahrscheinlich liegt dies an der unglaublichen strengen Art, die hier sonst an den Tag gelegt wird.
Hier werden übrigens alles Lehrerin mit Miss angesprochen. Das s wird dabei sehr weich ausgesprochen und wird sowohl für Miss als auch für Mrs verwendet. Es ist schon witzig, wenn ich über den Flur gehe, oder durch die Stadt und mich dann die Schüler mit einem "Miss" grüßen.
Am heutigen Donnerstag machte ich zum ersten Mal die Erfahrung, wie es ist, Aussprache zu üben. So bat mich Tina gleich zweimal mit verschiedenen Klassen zu üben. Mit der einen die Farben (gruuuun) und mit der anderen Berufe. Egal wie ich es betone, die Schüler sprechen es genau so nach (Feuer-wehr-mann). Ziemlich witzig.
Hier noch zwei Bilder von meinem Schulweg.


Auch wenn hier vieles anders ist, gewöhne ich mich langsam an den Schulalltag. Ich finde immer eher Aufgaben, die ich erledigen kann.
Morgen gibt es einen Spendenlauf und abends werde ich wohl ins örtliche Hotel zu einem Auftritt der irischen Schülerband gehen. Ich hoffe, ich finde noch einen Mitstreiter, sonst muss ich leider alleine gehen.
Bis dahin,
Alles Liebe,
Anne
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don.promillo,
Freitag, 2. Oktober 2009, 06:15
:)
uii, miss das liest sich doch sehr gut.
scheint als hätten die kinder dich akzeptiert, wenn sie sich freuen wenn du den unterricht führst.
aber welche fächer begleitest du genau?
tragen die lehrer da auch schuluniform? und gibt es da sowas gottesdienst vor der schule?
lg von dem bärlina
PS: ich hoff der brief is angekommen ;)
scheint als hätten die kinder dich akzeptiert, wenn sie sich freuen wenn du den unterricht führst.
aber welche fächer begleitest du genau?
tragen die lehrer da auch schuluniform? und gibt es da sowas gottesdienst vor der schule?
lg von dem bärlina
PS: ich hoff der brief is angekommen ;)
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ti.mo,
Freitag, 2. Oktober 2009, 13:22
klingt einfach toll.
wär ja auch schade wenn dort alles gleich wäre wie hier in deutschland.
lass dir von den schülern nicht auf der nase rumtanzen, aber gib ihnen auch mal hausaufgaben frei!
wünsche dir noch viel spass bei der irischen schülerband.
timo
lass dir von den schülern nicht auf der nase rumtanzen, aber gib ihnen auch mal hausaufgaben frei!
wünsche dir noch viel spass bei der irischen schülerband.
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annemie112,
Freitag, 2. Oktober 2009, 16:34
es färbt schon ab...
...und ich sag noch so: Das geht ganz schnell, dass du voll ins Englische reinkommst. Ich zitiere: "und haben eigentlich keine Idee, was sie sagen" - and they have no idea what theyre saying. Bald fängst du auch an mit "wie auch immer" ;)
Aber das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen. Keep on blogging :) xoxo
Aber das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen. Keep on blogging :) xoxo
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